Mein neues Manuskript über PrEP, Biopolitik und sexuelle Befreiung steht jetzt zum Download bereit. Es wird in der kommenden Ausgabe von Body Politics veröffentlicht, die für Oktober 2021 erwartet wird.

In der schwulen sexuellen Befreiung der 70er Jahre gab es kurz queeres Leben avant la lettre. Es wurde durch die AIDS Krise unterbrochen: Das zunehmende Stigma der Krankheit brachte die schwule Politik dazu, homonormativere Formen anzunehmen, die sich später mit der verbesserten rechtliche Gleichstellung verfestigten. PrEP kann helfen, dieses Stigma zu beenden, womit heute ein wichtiger Treiber der Homonormativität wegfällt, so dass queerere Sexualitäts- und Politikformen möglich werden. Anhand einer Analyse der politischen Kämpfe um PrEP und seiner Wirkung auf schwule Subjektivität entwickelt der Artikel eine neue Theorie der sexuellen Befreiung nach Foucault. Dabei geht es zwar um die Kritik repressiver Normen, allerdings nicht, um eine natürliche Sexualität darunter freizulegen, sondern um in einem gemeinschaftlichen Prozess neue Normen zu schaffen. Dies beinhaltet auch den Kampf um die selbstbestimmte Nutzung von Biotechnologie und Medizin, die dafür in geeigneter Weise verfügbar sein müssen. Sexualität und Politik sind negativ verbunden: Repressive Sexualität führt zu homonormativer Politik, die queere Solidarität verhindert. Andersherum kann die sexuelle Befreiung durch PrEP neue queere Solidarität jenseits homonormativer Interessenpolitik ermöglichen.

Abstract

Gay men have been severely affected by the AIDS crisis, and gay subjectivity, sexual ethics, and politics continue to be deeply influenced by HIV to this day. PrEP (Pre-Exposure Prophylaxis) is a new, drug-based HIV prevention technique, that allows disentangling gay sex from its widespread, 40 yearlong association with illness and death. This article explores PrEP’s fundamental impact on gay subjectivity, sexual ethics, and politics. It traces the genealogy of gay politics regarding homophobia and HIV stigma, suggesting a new biopolitical and body political framework that accounts for the agency of activists as well as pharmapower, and proposing that PrEP is an example of democratic biopolitics. Highlighting the entanglement of medical technology, sexual ethics, and politics, the article shows how conservative and homonormative gay politics developed as a reaction to HIV stigma and how, by overcoming this stigma, PrEP enables a new era of intersectional queer politics and solidarities. It thereby develops a Foucauldian account of sexual liberation beyond the repression hypothesis that accounts for the ambivalence of sexual subjectification and the political potential of sexuality.

Zitieren und downloaden

Die offizielle Veröffentlichung wird für Oktober 2021 auf http://www.bodypolitics.de erwartet. Bitte zitieren Sie nur die offizielle Version.
Schubert, Karsten (2021): A New Era of Queer Politics? PrEP, Foucauldian Sexual Liberation, and the Overcoming of Homonormativity. In: Body Politics 8 (12): ?.
Final Manuscript
Academia.edu


Mehr zum Thema