(c) by Marilyn Manser

Ich freue mich über Einladungen zu einer ganzen Reihe von Diskussionsveranstaltungen im Wintersemester! Es geht um wichtige Themen, über die gerade viel gestritten wird und zu denen ich geforscht habe: Identitätspolitk, Meinungs- und Kunstfreiheit, digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit und Netzfeminismus. Das werden spannende Diskussionen mit Kolleg_innen und Expert_innen aus Kultur und Journalismus - und es wird sicher auch kontrovers. Alles ist online bzw. hybrid!

Diskriminierung und Abwertung – Über die Grenzen der Freiheit von Debatte und Kunst. Ein Streitgespräch

Mi, 8.12.2021, 18h, DGB-Bildungswerk Thüringen e.V.

Die Debatte um das, was öffentlich gesagt und gemacht werden kann oder ab wann die Freiheit der Kunst beschnitten werden muss, weil sie verletzend gegenüber bestimmten Gruppen ist – diese Fragen werden in verschiedenen Kontexten miteinander diskutiert und verhandelt. Gibt es eine Rechtfertigung, eine Notwendigkeit oder eine Verpflichtung, bestimmte Veranstaltungen abzusagen, weil ein diskriminierender Inhalt droht, oder manche Vortragende und Künstler*innen auch wieder auszuladen? Und wessen Stimmen sollten oder müssen relevant sein bei der Festlegung, ob etwas bereits übergriffig rassistisch, antisemitisch, sexistisch oder menschenverachtend ist?

Dieses Spannungsfeld wollen wir in einem Streitgespräch mit Regula Venske und Karsten Schubert diskutieren. Regula Venske, freie Schriftstellerin, Dr. phil., war bis Oktober 2021 Präsidentin des PEN und hat u.a. in der Debatte um die Künstlerin Lisa Eckart die Position einer weitreichenden Freiheit der Kunst vertreten. Dr. Karsten Schubert ist geschäftsführender Assistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte an der Universität Freiburg und plädiert dafür, die Absage diskriminierender Veranstaltungen nicht als Beschneidung von Meinungsfreiheit zu sehen, sondern als Stärkung und Erweiterung von Demokratie.

Wir freuen uns auf einen lebhaften digitalen Austausch am 8.12.2021 um 18 Uhr unter: https://bbb.dgb-bwt.de/b/ann-bnx-vgp-0xf Wir öffnen den Raum 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn.

Utopie einer geschlechtergerechten Welt im digitalen Raum

Mo, 13.12.2021, 18h30, Gleichstellungsrat FB01 der Goethe Universität Frankfurt, Vortragsreihe “Digitale Gewalt”

Francesca Schmidt und Dr. phil. Karsten Schubert   Francesca Schmidt ist Vorständin und Gründungsmitglied von netzforma* e.V. - Verein für feministische Netzpolitik. Sie wird im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Veranstaltung Thematiken wie digitale Gewalt, Überwachung und Kontrolle, Algorithmen sowie Künstliche Intelligenzen und deren sozionormativen Implikationen vor dem Hintergrund des Wunsches nach einer geschlechtergerechten digitalen Welt beleuchten.   Dr. phil. Karsten Schubert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Wissenschaftliche Politik, Professur für Politische Theorie, Philosophie und Ideengeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ausgehend von seiner aktuellen Forschung zur demokratietheoretischen Bedeutung von Identitätspolitik wird Karsten Schubert im Vortrag argumentieren, dass digitale Identitätspolitik entscheidend für die Demokratisierung der Demokratie ist. Er zeigt, welche Bedeutung Consciousness Raising im digitalen Raum für die identitätspolitische Entwicklung einer gesellschaftskritischen Haltung heute hat.

Diskussion - Politik und Identität: Teilt uns, was uns eint?

Di, 14.12.2021, 19h30, Goethe Institut Lyon

Zur Debatte um „Identitätspolitik“ aus deutsch-französischer Perspektive Mit Ferda Ataman, Journalistin und Autorin, Paula Irene Villa, Soziologin, Universität München, und Karsten Schubert, Institut für Politische Theorie und Philosophie der Universiät Freiburg, moderiert von Patrick Farges, Université de Paris Diderot.

Der Begriff „Identitätspolitik“ erhitzt derzeit die Gemüter in der deutschen Gesellschaft und Politik wie kaum ein anderer. Während Minderheitenbewegungen immer selbstbewusster ihre Rechte einfordern und so nach mehr Sichtbarkeit im gesamtgesellschaftlichen Diskurs streben, wird dies von Einigen zunehmend als Zumutung und Redeverbot empfunden. Gegner*innen der Identitätspolitik werfen ihr vor, durch eine Konzentration auf identitäre Unterschiede – in letzter Konsequenz – gesellschaftliche Spaltung und Zensur voranzutreiben. Identitätspolitische Fragen polarisieren insbesondere bei Themen wie der Gleichberechtigung der Geschlechter und Rassismus: Wieviel Gleichberechtigung verträgt unsere Gesellschaft?

Das Goethe-Institut Lyon widmet dieser komplexen Debatte in Deutschland einen Diskussionsabend aus deutsch-französischer Perspektive. Fragen nach gesellschaftlicher Teilhabe sollen diskutiert und die Grundzüge der Debatte daran deutlich gemacht werden.

In Zusammenarbeit mit dem DAAD und CIERA hors les murs.

https://www.goethe.de/ins/fr/de/ver.cfm?event_id=22369998

Gastvortrag zu Democracy and Standpoint Theories

Mi, 15.12.2021, 10h15, Leuphana Universität Lüneburg, Seminar “Freedom of Speech, Public Protest, and ‘Cancel Culture’” von Ben Trott

Seminarbeschreibung: In recent years, a growing number of scholars, writers, journalists, commentators and others have come critique the emergence of a (real or imagined) ‘cancel culture’, where freedom of speech is said to be increasingly threatened by the rise in censorious attitudes and actions – particularly around ‘culture war’ issues and questions of so-called ‘identity politics’. This seminar begins with a critical reading of some of the most prominent examples of these critiques, carried in major publications. The primary goal of this seminar is not, however, a direct engagement with these most recent debates around ‘free speech’, ‘hate speech’ and ‘censoriousness’. Instead, we will take two steps back, making use of scholarly and intellectual resources from the past in order to try and make better sense of the current conjuncture. In a first step, we will critically explore some defences of freedom of belief, thought, and speech that now constitute part of the ‘canon’ of political philosophy, including: John Locke’s ‘A Letter Concerning Toleration’, Benedict de Spinoza’s ‘Theological-Political Treatise’, Alexis de Touquville on the ‘tyranny of the majority’ and John Stuart Mill’s ‘On Liberty’, as well as Karl Marx’s early writing for the ‘Rheinische Zeitung’ on the freedom of the press and Michel Foucault’s engagement, in his later works, with the notion and practice of “parrhesia” (or free, frank and fearless speech) in ancient Greece. In a second step, we will then interrogate a much more recent body of scholarship, largely produced in the late-20th and early-21st centuries. Much of this work has explicitly built on, supplemented or critiqued these earlier canonical writings – including from feminist, queer, and post-colonial perspectives, and from the perspective of critical race scholarship. This will involve exploring, for instance, debates within feminist theory around pornography and censorship. It will mean looking at the ways in which Speech Act Theory has been engaged as a means of understanding the nature and consequences of racist speech, including in terms of the contested distinctions between speech and conduct. The seminar will explore the history of censorship of gay, lesbian and queer art; and the way that this has been resisted, responded to, and represented by artists themselves. It will look at how post-colonial scholarship has explored the relationship between secularism, liberalism, and free speech. And it will engage with recent work within Transgender Studies which has asked why some forms of public protest have come to be understood as censorious, rather than as speech acts in their own right.

Cancel Culture – Gefahr für die Meinungsfreiheit oder legitimer Protest?

Do, 27.01.2022, 19h, Xplanatorium Herrenhausen, Herrenhäuser Gespräch, NDR Kultur und Volkswagen Stiftung

Studierende boykottieren Vorlesungen des AfD-Gründers Bernd Lucke an der Universität Hamburg. Die Veranstalter des Harbour Front Literaturfestivals laden die Kabarettistin Lisa Eckhart aus, weil Teile eines Bühnenprogramms, in dem sie als Kunstfigur auftritt, unter Antisemitismus-Verdacht gestellt sind. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft nimmt einen Video-Spot des Kabarettisten Dieter Nuhr für ihre Kampagne #fürdasWissen vorübergehend aus dem Netz, nachdem sich ein Shitstorm gegen Nuhr erhoben hat. Und als Musikkritiker Helmut Mauró am politischen Engagement des Pianisten Igor Levit Anstoß nimmt, befinden tobende Twitter-Nutzer:innen, es stehe Mauró nicht zu, dazu eine Meinung zu haben.

Doch nicht nur Personen droht der soziale Ausschluss: Auch Kunstwerke, Filme, Musikproduktionen, die als abwertend oder unangemessen empfunden werden, geraten ins öffentliche Kreuzfeuer. Schnell ist in all diesen Fällen von „Cancel Culture“ die Rede.

Was aber steckt hinter diesem Begriff? Ist er ein perfides Kampfinstrument konservativer Gesellschaftsgruppen, die sich Engagement gegen Diskriminierung vom Leib halten wollen? Oder bekommen wir es tatsächlich mit einer neuen Form der Zensur zu tun, die Grundrechte wie Meinungs-, Kunst- oder Wissenschaftsfreiheit bedroht? Geht die demokratische Basisfähigkeit, auch die ungeliebte Ansicht zu respektieren, allmählich verloren? Und wie gestalten wir eine Kultur des Austauschs in Respekt, auf Augenhöhe – und doch in aller Offenheit?

Podium

Svenja Flaßpöhler Journalistin und Autorin

Prof. Dr. Armin Nassehi Institut für Soziologie, Universität München

Dr. Karsten Schubert Seminar für wissenschaftliche Politik, Universität Freiburg

Prof. Dr. Susanne Schröter Institut für Ethnologie, Universität Frankfurt am Main

Moderation: Dr. Ulrich Kühn, NDR Kultur

Sendetermin: N.N.


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