Im Rahmen des DVPW-Kongresses 2021 zum Thema „Wir haben die Wahl!“ organisieren Lucas von Ramin und ich das Panel 185 Transformation des Politischen. Neue Perspektiven der radikalen Demokratietheorie. Wir freuen uns über Vorschläge zu Vorträgen, die bis zum 28. Februar über die Kongress-Website (siehe unten) eingereicht werden sollen.

Die 2010er Jahre sind ein düsteres Jahrzehnt für liberale Demokratien: Der enorme Machtzuwachs von rechtspopulistischen Parteien und Tendenzen des Autoritarismus stellen den liberaldemokratischen Konsens in Frage. Die radikalen Demokratietheorien heben die grundsätzliche Konfliktualität und Kontingenz des Politischen hervor und haben sich insbesondere für die Analyse und Kritik von Entpolitisierungsprozessen im westlichen Parlamentarismus bewährt. Sie prognostizierten, dass die aus der alltäglichen Politik verdrängten Konflikte in Form fundamentalistischer Opposition zum demokratischen Projekt einen Weg bahnen würden. Im Zuge der politischen Entwicklungen der 2010er Jahre ist eine solche Dynamisierung des Politischen eingetreten, die allerdings aber nicht nur linke und ökologisch motivierte Bewegungen umfasst, sondern insbesondere den Rechtspopulismus. Dies wirft die Frage auf, inwieweit Theorien der Radikaldemokratie noch helfen, emanzipative und widerständige Politisierung zu beschreiben und zu unterstützen. Denn einerseits scheint sich der Theoriekorpus durch die Entwicklungen zu bestätigen und wird deshalb dringend für Analysen der Gegenwart gebraucht, andererseits zeigt sich angesichts der zunehmenden Attacken auf die liberale Ordnung auch seine normative und politik-praktische Hilflosigkeit: Ist es noch zeitgemäß, die liberale Ordnung zu dekonstruieren, wenn sie ohnehin von einem ungleich mächtigeren Gegner von rechts in Frage gestellt wird, der versucht, die autoritäre Wende durch den gezielten Abbau liberaler Institutionen zu vollziehen? Wie positionieren sich die radikaldemokratischen Theorien zu parlamentarischen Institutionen und Rechtsstaatlichkeit? Können sie ihrer radikalen Normativität nur treu bleiben, wenn sie jegliche Herrschaftsstrukturen kritisieren, oder braucht eine realistische radikaldemokratische Theorie einen affirmativeren Begriff von liberalen Institutionen? Durch die Verhandlung dieser Fragen soll das Panel Ansätze zur Aktualisierung der radikalen Demokratietheorie für die 2020er Jahre entwickeln.

Einreichen

Wir bitten, Abstracts bis zum 28.2.21 auf https://www.dvpw.de/kongress/ausschreibungen-und-einreichungen/panel-abstracts einzureichen.


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