Ich freue mich sehr, im neuen Band der APuZ-Schriftenreihe “Repräsentation - Identität - Beteiligung” mit einem Artikel über die Rolle von Eliten in identitätspolitischer Repräsentation dabei zu sein. Der Band versammelt viele weitere Beiträge von großartigen Kolleg_innen, die sich mit dem “Zustand und Wandel der Demokratie” (Untertitle) beschäftigen.

Identitätspolitik ist entscheidend für die Korrektur von verzerrter Repräsentation in liberalen Demokratien. Identitätspolitik birgt jedoch die Gefahr, dass sie durch elite capture, die Vereinnahmung durch Eliten, selbst zu verzerrter Repräsentation führt. Dieser Artikel nutzt radikaldemokratische und konstruktivistische Repräsentationstheorien, um elite capture von demokratischer Repräsentation zu unterscheiden. Gruppenidentitäten und -präferenzen sind nicht vor der Repräsentationsakten gegeben, sondern werden durch Repräsentation konstituiert, was die Unterscheidung zwischen manipulierten und wahren Interessen erschwert. Der normative Maßstab für demokratische Repräsentation ist die Befähigung von Gruppen zur Reflexivität bezüglich ihrer eigenen Identität. Sichtbare und einflussreiche Repräsentant_innen sind noch keine problematische elite capure, von der nur dann gesprochen werden sollte, wenn privilegierte Untergruppen identitätspolitische Projekte dominieren, wie etwa Weiße bürgerliche Frauen im Feminismus der zweiten Welle. Identitätspolitische Repräsentation ist durch elite capture verzerrt, wenn sie nicht intersektional ist und kann als demokratisch bezeichnet werden, wenn sie ihren eigenen Repräsentationsverzerrungen wirksam entgegenwirkt.

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Schubert, Karsten (2022): Eine Sache der Eliten? Identitätspolitik zwischen demokratischer Repräsentation und elite capture. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Repräsentation - Identität - Beteiligung. Zum Zustand und Wandel der Demokratie. Schriftenreihe Band 10871. Bonn: bpb, 292–314.
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